Junge Menschen sind DAUs – Digital Naives

Unlängst wurde eine Studie veröffentlicht, die bestätigt, was ich ich mir schon lange denke.

Jugendliche verwenden seit Jahren immer mehr Informations- und Kommunikationstechnologien. Ihre digitalen Kompetenzen sind aber nicht im gleichen Ausmaß gewachsen, wie eine am Dienstag veröffentlichte Studie der International Association of Educational Achievement (IEA) aufzeigt. Man müsse sich vom „Mythos“ der Jungen als „Digital Natives“ verabschieden

https://orf.at/stories/3375743/

In Deutschland hat man es anders formuliert.

40 Prozent der Jungen könnten „nur klicken und wischen“

Die nachfolgenden Generationen sind also auf dem Level, wie die vorvorhergehende, also quasi die Generation unserer Eltern, die Großeltern der heutigen Jugendlichen.

Oma Dau und Enkel Dau

Ein großer Teil der jungen Menschen versteht einfach nicht, was sie machen, sie klicken und wischen herum, und taucht doch mal ein Problem auf, sind sie nicht in der Lage sich selbst zu helfen.

Das erklärt somit auch, warum die Fragen, die mir als sogenanntem Computerexperten (sic.) gestellt werden, dieselben sind, egal ob diese von Jung oder Alt kommen.

Wie sichere ich meine Photos vom Handy?
Wie richte ich einen Speicher beim Google ein?
Was für ein Handy soll ich kaufen?
Diese App funktioniert nicht mehr?
Darf ich updaten?
Ich bekomme keine Updates?
Was ist ein Update?
Mein Computer startet nicht mehr.

Das ist nur ein Bruchteil der Fragen, mit welchen man, warum auch immer, an mich herantritt. Wahrscheinlich war ich früher zu hilfsbereit, und bin somit offizieller Support-Dude im Bekanntenkreis.

Egal, zurück zum Thema. Dass meine Mutter Fragen wie diese stellt, nehme ich zur Kenntnis. Sie hat nun mal kaum Berührungspunkte zu Smartphones und Notebooks. Sie nutzt diese hauptsächlich, weil es ohne sie nun mal nicht geht. Aber auch weil diese auch Komfort bieten. Dafür stellt sie sich auch recht gut an.

Diese Schüler und Schülerinnen können am Computer nur absolute Routineaufgaben unter direkter Anleitung lösen und haben große Probleme, die Vertrauenswürdigkeit digitaler Quellen einzuschätzen. 

Wenn ich jedoch von jungen Menschen solche Fragen bekomme, muss ich jedoch an deren Kompetenzen zweifeln. Und nicht nur an den IT Kompetenzen. Warum? Weil es heutzutage Abermillionen Artikel gibt zu jedweden Fragen oder technischen Problemen, die Lösungsvorschläge bieten. Und dann gibt es noch LLMs. Bei chatGPT kann man Fragen sogar sehr salopp formulieren und dennoch sind die Lösungsvorschläge super.

Aber abgesehen von Artikeln, für Lesefaule (Hauptproblem, ist ja wohl auch die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs), gibt es Unmengen an Videos und Tutorials, die alles Schritt für Schritt und genau erklären. Es ist also nicht nur die IT Kompetenz die fehlt; es ist auch die fehlende Medienkompetenz um Inhalte einzuordnen, und es ist schlichtweg auch die Unfähigkeit selbst Probleme lösen zu wollen.

Papa erzählt vom PC Krieg

Früher, und ich bin es eigentlich leid diesen Terminus zu verwenden, hatten wir kein YouTube, wir hatten keine ausführlichen Schritt für Schritt Anleitungen im Internet. Wir hatten schlichtweg kein Internet – von den Anfängen mit 56k Modem mal abgesehen. (56kbit pro Sekunde, im Idealfall also 7kb pro Sekunde = Ein durchschnittlicher Spotify Song hätte da knapp zwölfeinhalb Minuten gebraucht um überhaupt erst zu Laden – aber nur wenn der Download ohne Verbindungsabbruch durchging).

Im Testbereich „Computational Thinking“ – hier geht es um das Verständnis, wie Computer funktionieren – liegt Österreich punktemäßig hingegen etwas unter dem Länderschnitt (476 gegenüber 483 Punkte), allerdings nicht statistisch signifikant. Wie im Schnitt aller Länder landeten hier auch in Österreich zwei Drittel mindestens auf Kompetenzstufe zwei.

Ja, aber was haben wir dann in der Steinzeit des aufkommenden Internets gemacht? Wir haben einfach probiert. Wir haben rumexperimentiert und versucht selbst Fehlerursachen zu finden und zu Lösen. Und wenn mal alles problemlos lief, haben wir uns mit der Materie beschäftigt und versucht es zu verstehen.

Digital Natives von heute, und ich werde ab jetzt den Begriff Digital Naives nutzen, wachsen in einem goldenen Käfig auf, mit Dingen die sie als selbstverständlich erachten. Die Nutzung dieser Geräte ist mittlerweile so vereinfacht, das sie selbst mein 3-jähriger Sohn bereits verinnerlicht hat, der Kleinere (1 1/2) kann auch schon Fotos in der Galerie hin und herswipen. Diese Einfachheit ist ein teuer erkaufter Luxus, der junge Menschen davon abhält sich intensiver mit den Geräten und der Software zu beschäftigen.

Die Selbstverständlichkeit der Nutzung dieser Geräte und Medien, lässt allerdings auch die Problematik entstehen, dass sich kaum noch jemand damit beschäftigt, Probleme zu analysieren zu verstehen und gar zu versuchen diese selbst zu lösen. Und das in jeder Hinsicht, seien es technische Geräte oder einfache Maschinen, oder so etwas wie ein Fahrrad (Elektronik mal außen vor).

Also trotz einer nahezu allumfassenden Verfügbarkeit an Informationen um Probleme jeglicher Art anzugehen und zu lösen, werden diese wenn mal etwas nicht passt, an den Typen abgewälzt des sich offenbar auskennt.

Keiner probiert!
Keiner frickelt!
Keiner ist DIY!

Was wollt ihr denn eigentlich mal werden wenn ihr erwachsen seid?

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