Ich werde 40. Rein statistisch sind damit 50% meines Lebens vorbei. Wahrscheinlich ist dass der Grund, warum sich 40 so falsch anfühlt. Mit 30 hatte man noch das Gefühl, jetzt sei die Jugend vorbei und man darf endlich erwachsen werden. 10 Jahre später sehe ich mich immer noch nicht besonders erwachsen, aber dem Ruhestand bin ich grundsätzlich näher als meiner Einschulung.
Jetzt nicht falsch verstehen; ich bin weder traurig, wehmütig noch wütend über mein fortgeschrittenes Alter. Ganz im Gegenteil. Es ist durchaus in Ordnung und ab 40 kann kann man es ja auch als spannendes zweites Kapitel sehen
Ich muss Anderen nichts mehr beweisen. Ich muss mich nicht mehr hervorheben oder gar versuchen im Mittelpunkt zu stehen. Es stellt sich ein Gefühl der Wurschtigkeit ein, im positiven Sinne.
Ich bin übergewichtig und nicht (mehr) sonderlich sportlich; was kümmert es euch? Für euch halte ich mich nicht fit.
Ich fahre ein kleines einfaches Auto; was kümmert es euch? Ich komme damit problemlos von A nach B.
Ich nuschle, und rede gern mal mit mir selbst; was kümmert es euch? Vielleicht brauche ich das für meinen Fokus.
Ich würde gerne Party machen, bleib dann doch zu Hause; was kümmert es euch? Vielleicht will ich einfach nicht mit euch Party machen.
Ich habe zwei tolle Kids, die mich glücklich machen. Und auch wenn diese oft auch kleine Quälgeister sind, sind es meine Quälgeister.
Und auch wenn ich grummlig rüberkomme, ich bin es nicht. Zumindest ist es selten, dass ich wirklich schlecht gelaunt bin. Folglich, im Großen und Ganzen bin ich zufrieden.
Aber, man kann so ein Ereignis durchaus nutzen um ein paar Dinge zu ändern. Die Sache mit der Wetterkamera habe ich ja bereits angesprochen. Ich habe weder Lust noch Zeit ein altes Hobby weiterzubetreiben, vor allem wenn es mehr Arbeit denn Vergnügen ist. Und bei der Kamera wird es nicht bleiben. Es gibt da einige Dinge, die ich nicht vermissen würde, sollte ich damit von heute auf morgen aufhören.
Was ich definitiv jetzt, im Zuge des 40er ändern sollte, ist meine Fitness; und nur für mich selbst. Ich trauere durchaus den 2021ern nach, zumindest in dieser Hinsicht. Damals war ich tatsächlich fit wie ein Turnschuh. Optisch höchstwahrscheinlich auch nicht so plump, wie jetzt. Der Antrieb dafür fit zu sein war aber der vollkommen Falsche.
Andere Dinge waren damals allerdings weniger erfreulich, da kamen viele Schicksalsschläge zusammen. Und so war es ein tiefes Loch in das ich gefallen bin: eine depressive Verstimmung (Depression wäre zu viel gesagt, und würde die Ernsthaftigkeit dieser Erkrankung nur kleinreden). Und jeder kennt es, irgendwann ist man an dem Punkt wo auch Sport wieder zur Anstrengung wird und schlichtweg keinen Spaß mehr macht, vor allem wenn man wieder bei Null anfängt. Aller Anfang ist schwer, vor allem wenn man weiß, wie es sich anfühlt wenn man tatsächlich topfit ist.
Dachte ich erst in den vergangenen Wochen, ich bräuchte einen Trainingsbuddy, hat sich die Suche doch recht schnell erledigt. Da gehen oft die Interessen auseinander und somit muss ich das wohl alleine stemmen. Alle Menschen die mir dahingehend eingfallen sind, stellten sich dann doch nicht als ideale Trainingspartner heraus. Und Kennenlernen, also neue Menschen kennenlernen, das habe ich versucht, wage aber zu behaupten es ist kompliziert. Vor allem ich bin es. Und alt.
Alte Zöpfe? Was noch? Ich habe zu viel Tand, den ich weiter loswerden will. Also meine Angebote bei willhaben werden sicherlich nicht weniger.
Grundsätzlich glaube ich, dass ich mit 40 nun schon auch zurückschalten kann. Ich weiß, dass viele materielle und immaterielle Dinge nicht erreichbar sind. So kann ich mich aber guten Gewissens mit dem zufrieden geben, was ich habe. Ich glaube vor allem das schlägt sich positiv auf die Stimmung nieder. Und alles andere ergibt sich. Irgendwie und irgendwann. Und wenn nicht, dann halt nicht.
Somit, bleibt wie eingangs erwähnt und schließlich das Fazit: ich werde 40 und bin tatsächlich zufrieden.