oder Warum es schwer ist neue Freunde zu finden.
Disclaimer zum Start: Natürlich mag ich meine Freunde und will diese keinesfalls ersetzen.
Mit nun 40 Jahren würde ich sagen, so langsam werde ich erwachsen. Nicht nur ich, sondern auch meine engeren Freunde. Wir bewegen uns alle so um die Mitte dreißig bis Mitte 40 herum. Und ja, langsam aber doch sind wir erwachsen geworden.
Irgendwie zumindest, denn wie ich immer sage, wir Männer stecken ohnehin immer in der Pubertät. Die endet dann mit 50 und geht dann direkt in die Midlife-Crisis über.
Aber was das restliche Leben betrifft, sind wir gefestigt. Wir haben Eigenheim, PartnerInnen und Kinder. Und gerade mit Kindern ändert sich vieles. Wo wir uns noch vor 5 Jahren noch regelmäßig auf ein paar Bier oder eine Grillerei getroffen haben, sind es nun vielleicht ein oder zwei Tage im Monat wo man was unternimmt, und natürlich sind da auch die Kinder mit dabei. Ist auch schön, aber anders.
Andere FreundInnen wiederum, mit denen man sonst auch mal Klettern oder vor allem auch viel Wandern war, sind umgezogen, beruflich bedingt wochenends eingespannt oder haben andere Hobbies. Oder manche wiederum melden sich schlichtweg nicht mehr.
Und so steht man dann wieder da und hat keinen Hiking- oder Sportbuddy. Und gerade beim Wandern ist zu zweit unterwegs sein von Vorteil. Natürlich, alleine ist es angenehm, so ruhig, isoliert, ganz für sich – es hat was Meditaives. Aber vor allem wenn man zwei klene Kinder hat, will man nicht alleine in den Bergen unterwegs sein. Irgendwas kann immer passieren. Muss nicht, aber kann!
Aber wie findet man nun, im fortgeschrittenen Alter neue Freunde, die dann auch gerne Wandern gehen, zwar die Ruhe bevorzugen – also nicht ständig plappern – aber dennoch nicht ganz alleine unterwegs sein wollen. Arbeitskollegen? Einfach jemanden anquatschen? Freunde-finden-Webdienste?
Arbeitskollegen sind schwierig, da wird dann immer über die Arbeit gesprochen. Fast schon zwingend, weil das eben die Gemeinsamkeit ist. Mir fielen da nur wenige ein, mit denen ich mich auch über andere Dinge unterhalte – die sind aber keine Wanderer.
Jemanden anquatschen? Ihr kennt mich, ich bin nicht sonderlich extrovertiert. Also auf jemanden zugehen, das ist nicht mein Stil. Der Freundeskreis den ich habe ist nicht ohne Grund über 25 Jahre alt.
Webdienste? Ich bin da skeptisch. Wie ich auch bei Tinder und dem versprechen dort die „Liebe zu finden“ skeptisch bin (Ausnahmen bestätigen die Regel), sehe ich das auch für Plattformen, die Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenbringen wollen. Diese Dienste haben kein Interesse seinen Kunden erfolgreiche Vermittlungen zu bieten, denn damit verliert man schlussendlich Kunden. Insofern sind diese Plattformen darauf ausgelegt so oberflächlich wie nur möglich zu sein, und oberflächlich betrachtet bin ich weder ein guter Fang noch ein interessanter Freund. Bei mir muss man tiefer graben.
So bleibt mir vorerst nur einmal, die Bürde des Einzelgängers (das bin ich ansonsten ja auch) um durch die Berge zu streifen. Podcast am Ohr, vorsichtig sein und hoffen, dass nichts passiert und dass im Unglücksfall ein Notruf abgesetzt werden kann.